Märkische Allgemeine Zeitung - 28. September 2001

Anatomische Ästhetik – Ausstellung des Mundmalers Kostka

Von L. C. - Sie könnten auch als Illustration in Biologie-Büchern stehen oder schmucke Postkarten zieren. Die im Freizeithaus der Hoffbauerstiftung ausgestellten Tieraquarelle von Markus Kostka sind so anatomisch genau wie ästhetisch anzusehen. Ihre zarten, auf wenige aufeinander abgestimmte Töne reduzierte Farben vermitteln dem Betrachter einen Ausdruck von sanfter Harmonie.

Und es gibt noch eine weitere, aber unsichtbare Besonderheit, die die Bilder auszeichnen: Sie wurden alle mit dem Mund gemalt. Eine aussergewöhnliche Leistung, die Kostka jedoch so nicht sieht. "Wer mit den Händen malen kann, kann es auch mit dem Mund", ist er sich sicher. Es fällt schwer, das zu glauben, und auf Nachfrage gibt Kostka zu: "Naja, eigentlich weiß ich oft selbst nicht, warum es funktioniert." Der 1967 in Wiesbaden geborene Psychologe verunglückte als Jugendlicher bei einem Badeunfall, ist seitdem querschnittsgelähmt und kann die Arme kaum bewegen. Schon im Krankenhaus fing er mit dem Mundmalen an. Spezielle Gerätschaften braucht er dafür nicht, nur jemanden, der die Farb-Palette hält. Seine Vorliebe für Tiermotive stammt noch aus der Kindheit: Da wollte er Biologe werden. Inzwischen kann er auf zahlreiche Ausstellungen zurückblicken.

Freizeithaus-Leiter Frank Münzner ist über eine Internetseite mit Arbeiten behinderten Künstler (www.kuenstler-extra.com) auf den Hobbymaler aufmerksam geworden. Bis Mitte Oktober kann man auf Hermannswerder nun seine Motive von Raubvögeln, Füchsen, Katzen und Affen betrachten. "Je menschlicher die Züge der Tiere, desto schwieriger ist es, sie zu malen", weiß Kostka. Für seine Arbeiten erhebt er keinen hohen künstlerischen Anspruch. "Mich interessiert es einfach, aus dem Papier ein Motiv zu holen," so der Wissenschaftler. Die Besucher des Freizeithauses sahen das bei der Eröffnung anders, einige fragten schon konkret nach Preisen.

Kostka würde es jetzt reizen, einmal abstrakter zu malen. Der Stil von Franz Marc sagt ihm zu. Viele Zeit hat Kostka momentan jedoch nicht, er bereitet sich in Regensburg auf seine Promotion vor.

Ausstellung von Markus Kostka: Tieraquarelle, Freizeithaus der Hoffbauer-Stiftung, Hermannswerder 3 d, bis Mitte Oktober, täglich 9-17 Uhr.

Mit Foto des Künstler Markus Kostka